RUNDGANG DURCH EINE GEISTERSTADT

 

 

 

Noch überragt der Kirchturm das sterbende Dorf.

Die meisten Einwohner sind vor den Kohlebaggern geflohen. 

 

Alter Wind fegt durch die leeren Straßen. Laub wirbelt auf.

In vielen Häusern sind die Rollläden heruntergelassen.

In einigen Fenstern hängen noch Gardinen.

Doch der Eindruck täuscht. "Das war mal ein sehr schönes Dorf", sagt Sophie Häcker trotzig.

"Krankenhaus, Apotheke, Arzt, Drogerie, Geschäfte, Metzgerei, eine erstklassige Bäckerei - alles weg!" Die meisten Nachbarn, klagt die alte Bäuerin, sind schon fortgezogen - nach Erkelenz, Aachen oder nach Neu-Immerath, einem eilig aus dem Boden gestampften Retortendorf.


Die Erkelenzer Börde liegt westlich der nordrhein-westfälischen Hauptstadt Düsseldorf und ist ein fruchtbarer Landstrich. Noch wertvoller ist das braune Gold, das unter der Erde schlummert. Millionen Jahre ist es her, da war der Boden ein sumpfiger Wald.

Dann kam das Meer, und mit ihm kamen Sand und Kies, die den Torf zusammenpressten, immer weiter, bis er Braunkohle war.

Seit Jahrzehnten nun graben sich Schaufelradbagger, so groß wie Kreuzfahrtschiffe, Tag und Nacht durch Land, Sand und Kies.

 

Sie hinterlassen eines der größten Löcher der Welt.

Garzweiler, nach dem die Tagebau-Abschnitte Garzweiler I und II benannt sind, und 13 weitere Orte haben die gefräßigen Maschinen schon von der Landkarte getilgt. Jetzt wollen sie Immerath.

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Stefan Schreiber

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